photographie, Silbergelatineprint,
Ed.3/5
Zwei Aspekte kennzeichnen die Arbeiten von Nina Dick aus den letzten beiden Jahren – Verdichtung und Durchmessung. Ihr Blick ist konzentriert, er verdichtet die Information über Menschen wie über Architektur auf ein Maximum oder besser: zum notwendigen Minimum, um sie ertragbar und verstehbar zu machen. Voraussetzung dafür ist die Erforschung der Umgebung. Mit verlangsamten Blick werden Räume im doppelten Sinn des Wortes »durchmessen«: Einerseits ausgemessen in ihrer Dimension und Gestalt, kühl registriert und kartographiert. Zugleich durchmisst Dick die urbanen Landschaften von Berlin bis Detroit im ästhetischen Sinn: als Künstlerin und als Flaneurin. So können plötzlich »Brachen« mitten in der Großstadt als wüstenähnliche Landschaft sichtbar werden, die sich als Projektionsflächen für die Imagination erweisen, ebenso wie Schnittflächen oder magische »Standpunkte«, in der die Grenzziehung zwischen der Stadtmasse und dem Himmel Silhouetten erzeugt. Die Linien ergeben Bilder wie Klangarchitekturen. Nina Dicks Arbeiten sind still, klar und präzise. Trotz ihrer Monochromie sind sie von Malewitschs Schwarzem Quadrat wohl weiter entfernt als die fröhlich-verzweifelte Buntheit, die uns täglich begegnet.
Ernst Strouhal
Source : Wien Museum MUSA